Ich hole einwenig aus, denn das Thema mit meinem Namen hat schon sehr früh begonnen. Und dennoch ist das hier eine kurze Zusammenfassung meiner Reise mit meinem Namen.

Meine Mutter musste vor meiner Geburt für einen Monat im Krankenhaus liegen, um zu verhindern, dass ich zu früh auf die Welt komme, weil der Gebärmuttermund schon weit geöffnet war. Dabei wäre es für mich wahrscheinlich besser gewesen, hätte ich meinem eigenen Rhythmus folgen können und dürfen. Aber das ist eine andere Geschichte...

Meine Mutter wurde in der Zeit im Krankenhaus von einer Hebamme umsorgt, die Stefanie hieß und als ich auf die Welt kam, hat meine Mutter mich nach dieser Hebamme benannt, nur mit „ph“ statt mit „f“. Meine Namensgebung war daher eine Ehrung und Danksagung an die Hebamme, bei der es um sie und nicht um mich ging. Und das habe ich Zeit meines Lebens gespürt.

Der Name Stephanie hat sich noch nie nach meinem Namen angefühlt. Mit 17 Jahren habe ich Stephanie dann konsequenterweise abgelegt und die Abkürzung Steph gewählt, die ich rigoros überall (auch in meiner Bachelorarbeit und allen Veröffentlichungen von mir im aktivistischen Bereich als auch im Bunderstag!) vertreten und durchgesetzt habe.  Und das ist 26 Jahre lang auch so geblieben.

Bis es immer unstimmiger wurde…

Neben der Tatsache, dass der Name noch nie mit mir resoniert hat, gab es da noch das „Gender Problem“. Im englischsprachigen ist die Abkürzung Steph immer weiblich, da die männliche Abkürzung Steve ist, aber im deutschen Sprachgebrauch werde ich zu 80% mit Herr Steph Grella angeschrieben, von Menschen, die mich nicht kennen. Über Jahrzehnte hinweg immer wieder mit dem falschen Geschlecht angeschrieben zu werden war auf Dauer auch nervig für mich. Und hinzu kommt, dass ich ein großes Bedürfnis nach meiner Weiblichkeit habe.

Es war ein sehr langer Weg für mich, meine Weiblichkeit wirklich anzunehmen. Aufgrund meiner Geschichte habe ich dafür mehr als 30 Jahre gebraucht. Es war ein langer Heilungsweg, der vielleicht auch nie wirklich enden wird. Und auch hier passte dann „Steph“ irgendwann so gar nicht mehr. Ich wollte eindeutig weiblich sein, weil ich mich als Cis-Frau auch so fühle.

Aber ein neuer Name war nicht in Sicht...und so bliebt erstmal alles, wie es war.

Als ich im Frühling 2023 in Joshua Tree auf einem Retreat war, tauchte das Thema mit meinem Namen sehr unerwartet aber dafür sehr heftig und mit aller Klarheit wieder auf.  Es war so sehr „in my face“, dass ich die ganzen vier Tage damit beschäftigt war. Es wollte gesehen und bewegt werden. Ich habe so deutlich gespürt wie mein Name noch nie zu mir gehört hat und bin immer wieder verzweifelt daran, dass sich mein „richtiger“ Name über Jahre hinweg nicht zeigen wollte, und ich nicht wusste, wie ich ihn finden sollte… Ich wusste zwar, dass ich ihn zu mir kommen lassen musste, aber die Not in mir hat es mir schwer gemacht das suchen loszulassen und mich für das Empfangen zu öffnen.

Mittlerweile war es schon so, dass ich innerlich manchmal zusammengezuckt bin, wenn mich Jemand mit Steph angesprochen hat. Es hat sich so unstimmig und befremdlich angefühlt. Ich war das doch schon so lange nicht mehr!

Einige Monate später war ich dann auf einem Seminar in Hamburg und wieder war das Thema sehr präsent. Jedoch diesmal auf eine ganz andere Art und Weise. Es war ein Seminar zur Ahnenheilung und mir wurde dort von meinen Ahnen offenbart, dass die Linie der Frauen mütterlicherseits durch eine vor mehreren Generationen eingespeiste Verzerrung, bzw. Manipulation der Namen geschwächt worden ist. Davon war auch ich betroffen. Was für eine tiefe und spannende Erkenntnis! Und noch etwas ist mir bewusst geworden auf diesem Seminar. Nämlich das ich an vielen Stellen unbewusst die über viele Generationen hinweg weitergegebenen negativen Einflüsse und „disruptions“ der Ahnenlinien mit meiner Tochter durchbrochen habe.

Sie hatte die ersten drei Tage nach der Geburt keinen Namen, weil ich wollte, dass sie sich selbst einen aussucht. Am dritten Tag kam dann ihr Name zu mir. Ich habe ihr dann noch zwei weitere ausgesucht, damit sie später Auswahl hat und tatsächlich hat sie nun mit 13 Jahren Gebrauch von ihrem mittleren Namen gemacht und in der Pubertät ihren Rufnamen abgelegt (übrigens ganz unabhängig von mir und meiner Namensänderung!)

Aber zurück zu meinem Namen. Im Sommer 2023, diesmal bei der Assistenz in der Schweiz, saß ich in der Pause im Raum mit den Teilnehmenden und hörte plötzlich wie Jemand Aneah rief. Es gab aber in dem Raum niemanden, der so hieß. Ich hatte als Assistenz ja die Teilnehmerliste und kannte die Namen… Und ich habe gespürt, wie der Klang des Namens in mir etwas angesprochen hat. Es war wie ein inneres Aufhorchen meiner Seele. Aneah. Ich weiß noch, wie meine Bewusstsein sich nach hinten Links in den Raum bewegt hat, dahin woher die Stimme kam, die den Namen ausgesprochen hat. Da der Name so sehr in mir resoniert hat, habe ich ihn auf meinen Block geschrieben, unter die Notizen, die ich mir während des Trainings gemacht habe. Aneah. Wer auch immer den Namen an mein Ohr getragen hat, ich habe ihn empfangen, in einem Moment in dem ich nicht damit gerechnet habe. So wie es meistens so ist, wenn wir einen Wunsch in uns tragen. In einem ganz unerwarteten Moment, wenn wir nicht damit rechnen und vielleicht auch deswegen offen dafür sind, gehen sie in Erfüllung...

Erst einige Monate später, habe ich eines Abends meinem Mann von dem Namen erzählt. Er hat ihn gleich den ganzen Abend „ausprobiert“, so dass ich erfahren konnte, wie es sich anfühlt, so angesprochen zu werden und er konnte ausprobieren, wie es sich anfühlt mich so zu nennen. Und im Dezember habe ich dann am Ende eines Tanzworkshops das erste Mal meinen neuen Namen in einer Gruppe ausgesprochen. Aneah. Das hat mich wahnsinnig viel Mut gekostet. Vielleicht auch deswegen, weil ich damit auch für mich das durchbrochen habe, was durch meine Ahnenreihe auf mir gelastet hat.

Seitdem ist der Name immer mehr ich geworden, oder ich immer mehr Aneah. Und meine Seele freut sich, wenn ich so angesprochen werde. Ich bin in dem letzten Jahr selbst durch tiefe und sehr herausfordernde Prozesse gegangen und in mir hat sich etwas neues gebaut, so dass ich mich selbst nach Hause geholt habe, mit meinem richtigen Namen.

Welcome home Aneah.