ich habe gerade drei Tage mit einem Magen-Darm-Virus im Bett verbracht und hatte viel Zeit zu schlafen und zu beobachten. Mir sind dabei einige interessante Dinge aufgefallen.

Zum einen, dass krank sein mich immer sehr mit meiner Weichheit in Kontakt bringt. Und ich habe mich gefragt woran das liegen kann und kam sehr bald auf die Antwort, dass Krankheit, in dem Moment, indem ich sie annehme und mich ihr hingebe, total entschleunigt. Das allein bringt mich mehr in Kontakt mit mir selbst und auch mit der weichen, hingebungsvollen Seite in mir.

Zum anderen habe ich beobachtet, dass es mir schwer fiel, mich den unangenehmen Empfindungen wie z.B. der andauernden Übelkeit und dem Unwohlsein im Magen hinzugeben und sie anzunehmen. Es hat mich automatisch immer wieder aus dem Körper heraus gezogen und ich bin im Kopf gelandet. Am ersten Tag habe ich das nur beobachtet und nicht verstanden. Dann aber habe ich festgestellt, dass das ein Vermeidungsautomatismus ist, den sicherlich viele von uns kennen.

Es ist einfach die „schönen“ Empfindungen zu spüren, ihnen Raum zu geben und sie wahrzunehmen oder sie sich sogar ausdehnen zu lassen. Sehr viel schwieriger ist das bei unangenehmen Empfindungen, aber auch bei unangenehmen Emotionen. Der erste Impuls ist der der Vermeidung, dies geschieht durch die Vermeidung der Stelle, in der ich die unangenehme Empfindung habe. Es fiel mir unglaublich schwer längere Zeit mit der Übelkeit zu sein, ohne sie verändern oder ihr ausweichen zu wollen und ohne sie auszuhalten, sondern ihr stattdessen Raum zu geben und einfach mit ihr zu sein. Sie zu fühlen und lokalisieren und sie einfach nur wahrzunehmen, so wie sie ist.

Ich konnte wahrnehmen wie schwer es mir immer wieder fiel nichts mit der Übelkeit zu tun und bei ihr zu verweilen.

Letztlich hatte ich jedoch das Gefühl, dass es mir anschließend besser ging, nachdem ich es mit der Zeit immer besser geschafft habe ihr Raum zu geben und sie anzunehmen, auch in dem Wissen, dass dies irgendwann vorüber gehen wird.

Und so habe ich zwei wichtige Dinge gelernt, bzw. mich aufs Neue daran erinnert und lade dich ein, dir diese Fragen zwischendurch auch immer wieder mal zu stellen….

Zum einen habe ich gemerkt, wie gut es mir tut in der Hektik des Alltags immer wieder einmal inne zu halten, mich zu spüren und wahrzunehmen was ich gerade eigentlich tue und wie es mir damit geht.

Renne ich gerade Plänen hinterher? Habe ich mich, besonders als Freiberufliche, in einem Netz aus „Sollte und Müsste-“ Sätzen verfangen? Warum tue ich das gerade? Stammt die Motivation dafür aus dem „Außen“, (dass ich denke ich müsste etwas machen damit andere… ) oder aus mir heraus, weil ich darauf Lust habe und das für mich wichtig ist und mir Freude bereitet? Wer setzt eigentlich die Deadlines? Bin ich es, die mich ganz unnötigerweise unter Druck setzt? Und habe ich dabei das wesentliche aus den Augen verloren, nämlich mich? Wenn ich mir dessen bewusst werde, kann ich mich wieder mit meiner Weichheit und meiner Empfindsamkeit verbinden. Denn Stress macht Hart. Und zwar nicht nur mich, sondern auch mich im Umgang mit anderen. Ist es mir das Wert? Was ist mir gerade eigentlich wirklich wichtig?

Ist nicht das Lachen des eigenen Kindes mehr WERT als eine fertiggestellte Webseite oder die vorausgeplanten Seminartermine für nächstes Jahr?

Seit diesen Krankheitstagen schreibe ich ENTSCHLEUNIGUNG wieder groß und merke, wie sehr mich das wieder mehr öffnet. Dies geschieht sowohl in meinem inneren, dass sich mein Körper freier und offener anfühlt, wie auch im Außen, dass ich mich mehr für andere Menschen, besonders für meine Tochter öffne. Ich genieße es sehr mit ihr ausgiebig Bücher zu lesen, zu reden und Memory zu spielen, weil ich nicht im Hinterkopf habe „ich will/muss aber heute noch….“ Die Herausforderung wird sein das auch dann noch umzusetzen, wenn ich mich wieder fit und vital fühle und das Gefühl habe „ich könnte aber noch“…..

Zum anderen habe ich gelernt, dass es viel Aufmerksamkeit und Achtsamkeit braucht um „unangenehme“ Gefühle und Empfindungen im Körper zu spüren und diese wirklich wahrzunehmen. Es braucht einen ruhigen inneren wie äußeren Raum und eine Bereitschaft mich dem zu öffnen, um es anzunehmen. Und ich spüre wie sich mit der Annahme etwas in mir löst. Ich fühle mich freier und spüre die Energie wieder fließen.

Und das zeigt mir den Weg…

 

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