Ihr lieben,
hier kommen nun meine letzten Worte vor meiner großen Reise. Ich freue mich auf die Auszeit, aber momentan steht noch die Aufregung ganz vorne...
Ein Freund hat mich mal gefragt, was denn das Gegenteil von Angst sei. Ich habe natürlich geantwortet Mut. Mittlerweile weiß ich es besser.
Mut ist nämlich nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Gewissheit, dass es etwas Wichtigeres gibt als die Angst.
Mut besteht neben der Angst und lässt uns trotzdem etwas verwirklichen, obwohl die Angst dabei und deutlich spürbar ist. Vor allem durch mein Training in Somatic Experiencing habe ich vertiefend gelernt, dass Neugier das Gegenteil von Angst ist.
Wenn man Tiere dabei beobachtet, wie sie sich mit etwas auseinandersetzen, dass unbekannt ist und ihnen deswegen Angst macht, wird das ganz deutlich sichtbar. Es ist ein Spiel aus argwöhnischen zurückweichen und beobachten, und dem sich neugierig, langsam annähern um sich mit dem ungewohnten Stück für Stück vertraut zu machen.
Ich hatte ein paar Mal das Glück Tiere in diesem Prozess beobachten zu können und dieses Spiel zwischen Angst und Neugier zu verfolgen. Es war jedes Mal eine ganz faszinierende und berührende als auch lehrreiche Erfahrung.
Und daran versuche ich mich immer wieder zu erinnern wenn es schwierig wird mit der Angst. Ein Teil von mir freut sich auf die Ungewissheit, auf das nicht wissen, was vor mir liegt, was uns auf unserer Reise erwartet…
Und wann immer mir Freunde wünschen, dass alles glatt läuft, merke ich, wie ich überhaupt nicht erwarte dass alles glatt läuft. Ich spüre, dass auch die Unebenheiten da sein dürfen in dem Wissen, dass ich besonders an den Erfahrungen wachse, bei denen es ordentlich ruckelt….
Ich zitiere hier immer wieder gerne Peter Levine:
"Für unsere geistig-körperliche Gesundheit ist es unverzichtbar, dass das Nervensystem und die Psyche bereit sind, sich Herausforderungen und Bedrohungen zu stellen und diese zu bewältigen. Gelingt und dies nicht, erfahren wir einen fortschreitenden Verlust an Vitalität, was wiederum verhindert, dass wir ein wirklich umfassendes und befriedigendes Leben führen können."
Ich habe ein ganz tiefes Vertrauen in das Universum und ich gehe davon aus, dass was immer mir auch begegnen mag, zu meinem besten ist, weil ich so tief in mir die Notwendigkeit dieser Reise gespürt habe. Es war ein Ruf aus meiner Seele.
Dennoch spüre ich deutlich immer wieder die Aufregung und manchmal auch Angst vor der großen ungewissen Reise. Und ich weiß auch, sobald ich im Flugzeug sitze, wird die Angst vergehen, denn dann werde ich mittendrin SEIN und brauche keine Angst mehr zu haben vor dem, was bevor steht. Dann gibt es keinen Weg mehr zurück, sondern nur noch den Weg nach vorne.
Die Formen von Angst, die in meinem Kopf entstehen sind nichts anderes als Ängste vor dem Unbekannten, die mein Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit triggern. Und gleichzeitig weiß ich, dass es genau diese ungewissen, nicht vorhersehbaren Momente sind, wenn ich meine Komfort-Zone verlasse, in denen ich mich für Neues öffne und den Gegebenheiten und Chancen erlaube meinen Weg zu kreuzen und mich zu bereichern.
Und ich habe mich auch gefragt, was denn das schlimmste wäre, was mir passieren könnte. Und mir fielen mehrere Dramen ein, die ich auf meinen früheren Reisen erlebt habe, in denen einiges schief lief und ich verzweifelt bin. Situationen, in denen ich komplett auf Hilfe von mir fremden Menschen angewiesen war, weil ich alleine nicht mehr weiter kam. Und ich habe immer Unterstützung und Wohlwollen erfahren.
Solche Momente der Verzweiflung gibt es immer wieder mal im Leben. Dafür muss man nicht auf Reisen gehen. Und jedes Mal habe ich die Erfahrung gemacht, dass es irgendwie weiter geht, egal wie schlimm sich die Situation in dem Moment anfühlen mag. Solche extremen Situationen lehren uns, dass es immer einen Ausweg gibt. Und letztlich gehen wir, wenn wir nicht in der Ohnmacht hängen bleiben, gestärkt aus solchen herausfordernden Situationen hinaus!
Ich möchte auch noch ein Gedicht mit dir teilen, was mir durch „Zufall“ (kommt übrigens von „mir fällt etwas zu“….) jetzt in den letzten Tagen vor meiner Abreise begegnet ist. Und was mich sehr berührt, weil ich mich bestätigt fühle in dem Versuch aus diesem Leben das beste heraus zu holen und meiner inneren Stimme zu folgen, sogar bis ans andere Ende der Welt.
In diesem Sinne hoffe ich, dass du dich vielleicht auch einwenig inspiriert fühlst und wünsche dir einen wundervollen Frühlingsanfang!
Namaste,
Steph
Ein zweites Mal
genau gesagt: Augenblicke, einen nach dem anderen,
und nichts mehr von Plänen zehn Jahre voraus.